Triathlon Mürren/Schweiz 2010 - Oliver Luder
Inferno, ohne in der Hölle zu verbrennen
Oliver Luder - 41 Jahre - Dipl.-Elektroingenieur
Gesamtzeit: 11:30 h
Bericht:
Ja dies ist kein Bericht aus der Hölle, nicht einmal über einen Sonnenbrand sondern nur über den schönsten und technisch anspruchsvollsten Triathlon der Schweiz:
War ein tolles Rennen von A-Z. Super Kulisse, Sonne, angenehme Temperaturen und eine anspruchsvolle Strecke. Ist mir eigentlich alles Top gelaufen, auch wenn ich wieder einmal viel zu lange in den Wechselzonen verbracht habe. Mit einem Lächeln über die Ziellinie und wieder hat es wunderbar geklappt.
Die Abfahrten waren für mich die grössten Herausforderungen. Hier habe ich vermutlich total 15' verloren (und ich bin kein schlechter Talfahrer) aber das ist nicht so wichtig. War froh ohne Unfall auf die Laufstrecke zu gehen und gesund das Ziel zu erreichen.

Aber jetzt erst alles der Reihe nach... Vorbereitungsphase: Das Tapern hat mir gut getan und die ich konnte in aller Ruhe auch noch an den letzten Details am Material feilen. Habe anstelle einer Karbonfelge eine ganz normale Alufelge montiert. Dies hat sich später ausbezahlt. Es lässt sich so viel besser und sicherer am steilen Berg bremsen und der Collé rutscht nicht weil die der Leim zu warm wird. Für das Material war die Strecke eine Herausforderung. Beim Bike war bei der Abfahrt meine Federgabel ständig am Anschlag und die Bremsen waren "höllisch" heiss! Natürlich war ich wieder einmal nervös aber nicht so wie am Norseman. Hier wusste ich, dass ich es schaffen werde. So konnte ich dann ganz abgeklärt an den Start gehen.

Swim: Wassertemperatur 17°C und im letzten Drittel der Strecke starker Wellengang gegen die Schwimmrichtung. Während dem ersten Kilometer wollte ich abbrechen. Hatte keine Power, musste viel Wasser schlucken und fragte mich ständig was ich den da wieder tue…
Aber wie das so im Leben ist, ist alles relativ. In der Wechselzone angekommen wunderte ich mich, dass praktisch alle Velos noch da waren und ich als 14. Overall mit 55:38 (für 3.1km) aus dem Wasser gekommen bin. Aber wie immer brauchte ich einfach zu lange, um aus der Wechselzone raus zu kommen. Soll ich jetzt das grüne oder rote Shirt anziehen. Socken ja oder nein etc…So kann man sich ganz angenehm vom Schwimmen erholen.
Rennvelo: Super schöne und abwechslungsreiche Strecke. Am Anfang der ersten Abfahrt habe ich bei der Fahrt über einen Kuhrost (ja das gibt es eben dort) meinen Bidon mit dem Maltokonzentrat verloren. Musste bremsen und kurz zurück fahren, um meinen Energiespeicher aufzulesen!! Die Abfahrten waren steil und wurden mit hohem Tempo gefahren. Dabei gab es auch einen Unfall eines Teilnehmers der mich veranlasste verhaltener und kontrollierter zu fahren. Zwischendurch hatten wir auch Nebel. Ohne Sicht einen 40er auf der Ebene zu fahren ist schon sehr speziell! Die ersten 60km konnte ich in 2h zurücklegen und dabei erst noch 800Hm drücken. Aber dann kam eben die "Grosse Scheidegg" und dort beginnt der Inferno erst richtig. Bin keine Berggeiss aber trotzdem ganz anständig angekommen. Noch auf dem Pass ein Jäckchen anziehen und wieder unnötig Zeit verspielt dafür aber die Aussicht auf das Bergpanorama genossen.
Fazit: Zufrieden mit der Zeit und einige Ränge unnötig verloren.
Bike: Jetzt wurde es langsam heiss am Berg. Mit der Ernährung hatte ich langsam auch meine Mühe. Krisen meldeten sich an und jetzt galt es zu beissen. Ja Salztabletten sind halt schon eine tolle Sache und haben mir sehr geholfen die Energie wieder zu mobilisieren. Bin auf dem einfachsten Gang in die Höhe gefahren und hatte keine Zeit die wunderbare Aussicht auf die Eigernordwand zu geniessen (leider). Ich habe mich schon gedanklich gefragt wie es dann bei laufen gehen wird, aber ich wusste aus Erfahrung, dass dies wieder ganze eine andere Sache sein wird. Wie beim RV bin ich verhalten die Abfahrt angegangen und bin an gewissen Stellen dann auch abgestiegen. Wollte ankommen und nicht mich bei Sani verarzten lassen. Im letzten Serpentinen-Steilstück im Wald wurde ich dann noch vom Kameramann auf dem Bike verfolgt/gejagt. Bin noch nie so schnell den Berg runter gedonnert.

Laufen: Ja und dann noch das Laufen! Ich hatte mir vorgenommen den ersten Teil bis nach Mürren (ca. 12km und 800HM) zu laufen (also nicht zu gehen). Das habe ich, bis auf wenige Stellen, auch geschafft. Ja sogar bei der Passage durch Mürren konnte ich bei hohem Puls forcieren und so einige Ränge wieder gut machen. Aber dann musste ich eben den Tribut zahlen. Der Inferno ist eben erst auf 3000 m.ü.M. zu Ende. Im Kanonenrohr (im Winter eine steile Abfahrts-Skipiste) habe ich dann gelitten und mich gelinde gesagt den Hang hinauf gefressen. Ernährung war nur noch Wasser, Cola und Bouillon angesagt. Gels gingen nicht mehr. Zum guten Glück war das Wetter uns gnädig und man konnte im T-Shirt "wandern" und man musste sich nicht wie schon in anderen Jahren durch den Schnee kämpfen. Am Ende habe ich einfach nur noch funktioniert im Wissen Sue bald küssen können.
Nach 11:30 bin ich dann glücklich im Ziel bei Sonnenschein angekommen und habe gefeiert!
Erholungsphase: Keine Schmerzen oder Beschwerden. Alles i.O. als ob ich eine harte Trainingseinheit hinter mir hätte.