Ironman Kopenhagen 2013 & Kalmar 2015 - Sue Lüthi

Zwei Rennen unter Odin
Sue Lüthi - 47/49 Jahre - Journalistin
IM Kopenhagen 2013 5 Platzierung: 3. Rang - Gesamtzeit: 11:04 h
IM Kopenhagen 2013 Einzelzeiten: Schwimmen: 1:17 h - Radfahren: 5:29 h - Laufen: 4:05 h
IM Kalmar 2015 Platzierung: 5. Rang - Gesamtzeit: 12:49 h
IM Kalmar 2015 Einzelzeiten: Schwimmen: 1:33 h - Radfahren: 5:53 h - Laufen: 5:11 h
Bericht Kopenhagen:
Im Jahr 2013 war Odin, der Göttervater der nordischen Mythologie, mir wohlgesinnt, ließ das dänische Meer einigermaßen in Frieden, den Wind „nur“ mit 30 Kilometer pro Stunde pfeifen, wenige Regentropfen fallen und das Pflaster in Kopenhagen mäßig temperiert. Mein Weg aus der Komfortzone verlieh mir Flügel, nach 5.29 Stunden auf dem Rad trug mich die nordische Meute 4.05 Stunden lang durch den Marathon und ließ mich gerade aufs Treppchen der über 45-Jährigen steigen. Und wenn ich Ja gesagt hätte auch nach Hawaii. Doch ich wollte lieber tauchen, war zufrieden mit dem Rennen und dem 3. Rang.
Bericht Kalmar:
Nach einem Jahr Pause plagen mich die nordischen Götter erneut: „Komm nochmal, wie toll war doch das Laufgefühl.“ Erneut füllt sich die Agenda 2015 mit Katjas mathematischen Formeln. Diesmal aufgelockert mit der neuen Variabel M wie Mittagsschläfchen. Das M wurde rege eingesetzt, sogar mitten im Sommer, in dem das H wie Hitze die Formeln dahinschmelzen ließ. Doch der Ironman Kalmar in Schweden blieb im Kalender und der Tag kam. August 2015, strahlend blauer Himmel und brutaler Wind aus Osten. 40 Kilometer pro Stunde oder 5 Beaufort, Wellen mit Schaumkronen, Ideal zum Segeln.
Von Schwimmen kann ich ehrlich gesagt nicht sprechen. Es war ein Schlagen, das Wasser schlagen, die Wellen plattdrücken, damit man was sieht, wo sind denn diese Bojen? Ich sehe nichts, es bereitet mir aber dennoch Vergnügen, das Schlagen des Meeres, das Spritzen der Wellen, das Auf und Ab im blauen Himmel.
Auf dem Rad fühlt man die ganze Wut des nordischen Windes. Regelmäßig fegt er von Osten übers Meer und presst sich gegen Rahmen und Räder. 10 Kilometer lang Gegenwind über die Brücke, es ist zum heulen, dann etwa 100 Kilometer Seitenwind, es ist zum heulen, und dann 10 Kilometer Rückenwind. Schreien und Jauchzen für die ganze Strecke... Noch nie hat sich Fahrradfahren so wie Arbeit angefühlt.
Im Kopf war noch alles in Ordnung, 5:53 Stunden für 180 Km im Sturm noch voll im Plan. Doch die Beine sahen das anders. Auf der Laufstrecke, herjeminee, Odin rufe deine Untertanen zusammen und verschwinde aus meinem Oberschenkel. Dort kann ich weder den Donneraufschlag des Pflastersteins noch das Blitzgewitter der Sehnen und Muskeln gebrauchen. Es zuckt und dröhnt im linken Bein, der raumgreifende Schritt verkommt zum zarten Träbeln. Und die Marathonstrecke liegt vor mir und erinnert mich jeden Meter an die Größe eines Kilometers. So folgt der Fluch der Götter und ich kann sie nicht vertreiben. Immerhin kann ich 42 Kilometer lang fluchen, nicht schön laufen, auch nicht genießen, aber beenden. Der Wermutstropfen in Walhalla, dem Ziel der tapferen Krieger: Der Rang 5 freute mich doch, obwohl ich schon längst aufgegeben hatte, an irgendeine Einordnung zu denken, als die Ziellinie zu überqueren.