Bike Transalp Challenge 2006 - Michael Herzberg & Christian Höchst
Michael Herzberg - 39 Jahre - Elektriker
Christian Höchst - 35 Jahre - Systemprogrammierer
Gesamtzeit: 53:38 h
Trainingsaufwand pro Woche: ca. 10 - 25 h
Bericht:
Im Dezember 2005 viel die Entscheidung: 2006 wird die Bike Tranalsp Challenge (BTC) gefahren. Oh man(n), auf was haben wir uns hier eingelassen? Die BTC ist DAS härteste MTB-Rennen Europas und führt in acht Etappen vom Süden Deutschlands in der Regel nach Italien an den Gardasee.

Dabei handelt es sich um ein Teamrennen, sprich man geht zu zweit an den Start. Hintergrund dieser Vorgabe vom Veranstalter ist dass man sich im alpinen Hochgebirge bewegt und man hier nie alleine unterwegs sein sollte.
Ein Partner war schnell gefunden, aber wie soll man sich auf so ein Rennen vorbereiten? Klar, man kann anhand von Trainingsplänen die man so in den einschlägigen Zeitschriften findet vorbereiten und vorher auch an ein paar MTB-Marathons teilnehmen, aber so richtig strukturiert trainiert wird da nicht. Es musste eine Profi an`s Werk der unsere Pläne schreibt. Zum Glück war bei Katja noch ein Platz für uns zwei frei. Und so fingen wir Anfang Februar nach Ermittlung unseres Trainingsstandes anhand den Plänen von Katja an zu trainieren. Wichtig war dabei auch, dass wir nicht nur auf dem Rad saßen und einfach die Pläne von Katja abspulten, sondern uns auch auf einander einstellten. Das Team musste so homogen wie möglich sein. Es bringt nichts, wenn einer gut am Berg ist und der andere im Flachen das Tempo machen kann. Bei der BTC kommt es auf das WIR an. Man ist ein Team, 8 Tage, 24 Stunden lang. Aber dies konnte Katja nicht beeinflussen, das mussten wir selber schaffen.
Katja konnte dies nur damit unterstützen, in dem sie uns Trainingspläne schrieb, nach denen wir am Wochenende zusammen trainieren konnten, denn arbeiten war ja auch noch angesagt! Am Anfang hieß es erstmal eine Grundlage schaffen. Also am Wochenende lange Einheiten fahren, sofern dies bei unserem Winter bzw. Frühjahr der Fall war. Unter der Woche waren Laufeinheiten und Rollentraining angesagt. Und es rührte sich was. Michl hatte seinen ersten Test Anfang Mai beim Bike Festival in Riva, ich hatte meinen ersten Einsatz bei einem Straßenrennen im Allgäu. Beim Michl lief es gut, bei mir weniger, war das Straßenrennen doch sehr kurz (unter 30 km) und unsere Einheit waren ja auf lange Distanzen ausgelegt (über 50 km).
Zwischenzeitlich wurde auch immer klarer, was auf uns zukommen würde während der BTC. Wir hatten Etappen zwischen 45 km und 125 km und dazu mussten zwischen 2.400 und 3.500 Höhenmeter bewältigt werden. Aua, das war richtig hart, was wir da auf der Web-Seite des Veranstalter gelesen haben.
Aber wir ließen uns aber von unserem Vorhaben nicht abbringen, wir quälten uns bei Sonne, Schnee und vor allem bei Wind und Regen und hielten so gut wie möglich unsere Trainingspläne ein. Klar, wenn`s mal wieder aus allen Eimern goss haben wir das Unternehmen „BTC“ verflucht, aber Katja hat uns immer wieder aufgebaut.
Unsere Teamfähigkeit haben wir aber nicht nur im Training „erarbeitet“, sondern auch bei einigen Marathons. So nahmen wir die Marathons in Willingen / Hochsauerland (93 km und ca. 3.000 hm) und Pfronten (55 km und 1.500 hm) unter die Stollenreifen. Und dazu standen bei mir noch ein, zwei Straßenrennen und zwei weitere MTB-Marathons auf dem Programm. In Willingen hatten wir eine super Form und sind nur so um den Kurs „geflogen“. Wir kamen zwar nicht unter die ersten einhundert, aber wir waren mit unserer Leistung zufrieden. Dies war auch ein Zeichen für Katja, dass wir auf dem richtigen Weg waren und von Willingen zur BTC waren es nur noch sechs Wochen, d.h. an der Form konnte nicht mehr allzu viel gemacht werden.

Pfronten war dann eine harte Nummer, bei Michl lief es, bei mir nicht und so wurde zum ersten Mal der Teamgeist richtig gefordert und wir sammelten wichtige Erfahrungen für die BTC. So war es z.B. wichtig, dass mich Michl immer wieder aufbaute und auch das Tempo machte, damit ich mich, in seinem Windschatten wieder erholen konnte.
Die Zeit zur BTC verstrich dann im Fluge und so standen wir dann am Start. Aus den Boxen dröhnte „Highway to Hell“. Wir und ca. weitere 550 Teams standen hier in Füssen und ließen uns auf das Unternehmen „BTC“ ein. Vor uns standen acht Etappen, 680 km und 22.500 hm. Es ging von Füssen (GER), Imst (AUT), Ischgl (AUT), Scoul (CH), Livigno (ITA), Naturns (ITA), Male (ITA), Modanna d.C. nach Limone am Gardasee. Zum Glück aller Teilnehmer war zum Zeitpunkt der BTC Hochsommer in den Alpen und so mussten wir „nur“ mit der Streckenführung und der Hitze kämpfen, denn von den Trainingseinheiten und Marathons vor der BTC waren wir ein eingespieltes Team. Wir kannten die Stärken und Schwächen des anderen. Klar, es gab Momente in denen wir während der BTC dachten „jetzt ist Schluss, aus ich steig vom Rad, ich schieb nicht mehr weiter etc.“, aber wir wollten nach Limone! Wir wollten zu den 1000 Teilnehmern gehören, die sagen konnten „Yes, wir haben die BTC 2006“ geschafft!

Die BTC war hart und einige blieben auch auf der Strecke und kamen nicht in Limone an, sei es durch Sturz oder Materialprobleme. Wir hatten Etappen mit 35 Grad, wo man sich am liebsten in den Schatten gelegt hätte und die Landschaft genossen hätte (die Landschaft war grandios soweit wir das mitbekommen haben), wir mussten die Bikes schieben, sind 1.600 hm am Stück bergauf gefahren, sind auf schmalen Wegen, auf denen man gerade gehen konnte mit dem Bike unterwegs gewesen, sind die Hügel mit 70 km/h runter gerauscht, waren verstaubt, aber wir erlebten eine „geile“ Zeit. Und haben das Unternehmen „BTC“ ohne größere Defekte bzw. Stürze überlebt! WIR kamen in Limone an! Zwar nicht mit einer Top-Zeit (wir brauchten 53 Stunden und 38 Minuten = Platz 235 die Sieger brauchten nur 28 Stunden und 32 Minuten) aber wir hatten es geschafft. Wir sind eines der 548 Teams die in Limone angekommen sind!!!
Wir hatten unser Ziel erreicht!!
Das Gefühl bei der BTC 2006 dabei gewesen zu sein, ist unbeschreiblich. Jeden Morgen am Start Gänsehaut und ebenso auch im Ziel! Alleine dieses Gefühl erleben zu dürfen war es wert sechs Monate sich auf die BTC vorzubereiten, sich durch die BTC zu quälen!! Wir möchten dieses Gefühl nicht mehr missen.
Dank unserem Willen, dem Training, Katja und unseren Familien die uns den Freiraum gegeben uns auf die BTC vorbereiten zu können.
Und unser nächstes Ziel ist auch schon formuliert: BTC 2008 und dann unter Platz 150 (=Zeit in 2006: 40 Stunden und 16 Minuten)